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012.2 Der Startschuss (Teil 2)

  Brahm übernahm den Vortritt und ging in die Kneipe. Die anderen beiden folgten. Beim ?ffnen der Türe klingelte ein kleines Gl?ckchen, welches so angebracht war, dass es dies tat, wenn neue Kundschaft das Etablissement betrat. Der Innenraum war komplett mit Holz ausgekleidet und baulich waren die Tische in eigenen Sitznischen. Vorne am Tresen, gab es auch Hocker zum Sitzen. Die Luft war warm und dunstig, sodass es anfangs schwer war, diese zu atmen. Immerhin war sie ja auch voller Rauch, so wie es hier zu erwarten war. Insgesamt war es nur halb licht in der Taverne. Durch die Dunstschwaden, waren ja doch einige G?ste zu sehen. Es war wesentlich mehr los, als man um diese Uhrzeit vermuten würde. Der, dessen Idee der Besuch war, marschierte schnurstracks zur Theke nach vorne. Dort stand gerade der Bartender und putze Gl?ser. Als die neue Kundschaft herankam, legte er allerdings seine Arbeit schnell beiseite und frage:

  ?Grü? Gott! Wie kann ich ihnen helfen?“ – ?Drei von eurem besten Br?u, bitte!“, antwortete Brahm sogleich. Wie’s aussah würde Wenzel wohl auch ein Bier trinken. Nicht, dass er dazu nein gesagt h?tte, aber eine Nachfrage vonseiten des Bestellers w?re schon nett gewesen. Wenzel verstand aber, dass sein Freund sich schon so freute, dass er ?einfach machte“ und nicht nachdachte. Die drei setzten sich dann in die Ecke an einen kleineren Tisch. Kurz darauf kam schon der Kellner und brachte ihnen drei Ma? Bier. ?Oh man, das ist aber ein gro?er Krug!“, dachte sich Wenzel da nur. Dann hoben sie ihre Krüge hoch und stie?en an. ?Auf unser Geburtstagskind! Alles Gute, Wenzel!“, toastete ihm Brahm. Auch Ferenc stimmte in die Gratulation mit ein. Der Bursche bedankte sich und nahm dann einen gro?en Schluck vom Glas. Das Ding war aber so gro?, dass man kaum sehen konnte, ob schon weniger drin war. Der Junge war kannte zwar den Geschmack von Bier schon, war aber nicht so wirklich ein gro?er Fan davon. Bei einer solchen Gegebenheit würde er aber nicht einfach das Mittrinken verweigern.

  Langsam trank er nun immer wieder von seinem Glas, bis sich der Wasserstand langsam senkte. W?hrenddessen unterhielten sich die Kollegen über Gott und die Welt. ?Ich kannte diese Gegend überhaupt nicht. Aber du hattest recht, das Bier ist hier wirklich gut“, bescheinigte Ferenc. ?Hab ich doch gesagt! Unsere Jungs im Lager k?nnen halt einfach nicht brauen“, entgegnete Brahm, der schon sein zweites Bier bestellt hatte. Unauff?llig schaute sich Wenzel ein wenig im Raum um. Ein, zwei Personen blickten kurz auf sie herüber, wahrscheinlich, weil die M?nner nicht von hier waren. An den W?nden hingen ein paar Geweihe, Troph?en von der Jagd. Generell machte die Bude hier einen recht urigen Eindruck. An die verrauchte, stickige Luft hatte sich der Bursche jetzt zwar schon gew?hnt, das bedeutete aber nicht, dass er sich mochte.

  ?Sagt der Bader zum Gaukler: ?Du hast noch sechs Monate zu leben. Darauf antwortet der Gaukler: ?Was? Wovon denn?“, war der Witz den Brahm erz?hlte. Wenzel verstand ihn nicht, lachte aber mit, um nicht dumm zu wirken. Definitiv war sein Freund jetzt schon fr?hlicher geworden. Das war natürlich deshalb, weil der Alkohol anfing zu wirken. Der Mann orderte sein drittes Bier, w?hrend, die anderen zwei immer noch bei ihrem ersten waren. Dennoch hatte Wenzel seinen Spa?. Er verstand sich mittlerweile sehr gut mit Brahm, der zu seinem besten Freund geworden war. Bei dem Gedanken musste er aber gleich einen Rückzieher machen. Im Kopf des Jungen war sein bester Freund immer noch Peter. Er war der erste gewesen, der ihn akzeptiert hatte und gemocht hatte als denjenigen, der er war. In dem Moment fragte er sich, was wohl aus Peter geworden war und ob es ihm gut ging. Hoffen war das Einzige, was er in den aktuellen Umst?nden diesbezüglich tun konnte. Nichtsdestotrotz, Brahm war ein hervorragender Kumpel, dessen Freundschaft er nicht missen wollte. Ferenc war auch ganz okay.

  ?Und gibt es irgendwas, worauf du dich in der Zukunft freust, Wenzel?“, fragte ihn nun Ferenc. ?Worauf ich mich freue? Vielleicht meint er, was ich für Pl?ne für die Zukunft habe“, ging es dem Befragten durch den Kopf. Nach etwas überlegung kam es von ihm zurück: ?Eigentlich bin ich mit vielen nur mitgeschleppt, also sozusagen von der Welle mitgetragen worden. Was ich selber m?chte w?re….mehr Wissen über Magie erlangen, weil ich mich selbst besser verstehen m?chte. Und ich m?chte einmal eine Freundin haben. Ich wei? aber, dass das momentan nicht unbedingt ?am Programm steht“, sozusagen.“ – ?Das wird schon! Du findest dir schon ein hübsches M?del! Du musst dich nur mal trauen eine anzusprechen. Dein Hauptproblem ist, dass du immer zu feige bist“, schoss der leicht angeschwipste Brahm ein, ohne irgendwem die M?glichkeit zu geben, etwas zu sagen. Wenzel wusste nicht was er darauf antworten konnte. Sein Freund hatte natürlich recht, aber es fiel ihm schwer etwas an seine Pers?nlichkeit zu ?ndern.

  Ferenc fuhr fort: ?Und deine Eltern waren nur Adoptiveltern, soviel ich geh?rt habe. Ist das richtig?“ Der junge Mann nickte. ?Also wei?t du nicht wer deine wahren Eltern sind?“ – ?Leider nicht. Aber ist es mir im Wesentlichen auch egal. K?nnte sein, dass sie aus irgendeinem Grund gestorben sind oder sie waren ….hah…“ Ferenc pausierte nur kurz und erwiderte Wenzel jedoch dann: ?Aber da muss noch mehr dahinter stecken, oder? Die Eltern des Erkorenen sind diesem nicht einmal bekannt? Irgendwas stinkt an der Sache.“ – ?Ich wei? es doch auch nicht. Vielleicht wurden sie meintwegen ?beseitigt“. Das würde aber die Frage offenlassen, warum ich dann verschont wurde.“ Die beiden M?nner hatten natürliche auch keine Antworten darauf. Der Junge holte schnell das Amulett aus seiner Tunika hervor und starrte kurz darauf. ?M.R., ….warum habe ich einen Gegenstand Melgars?“, ging es ihm wie schon ?fters durch den Kopf. Dann lie? er seinen Anh?nger wieder unter der Kleidung verschwinden.

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  ?Was ist eigentlich mit deinen Eltern, Brahm?“, fing Ferenc nun eine Unterhaltung an, die er vermutlich geplant hatte. Der Mann, dessen Zunge nun schon lockerer war, antwortete: ?Pfeif auf meinen Vater und die alle! Für mich sind sie alle gestorben!“ (eigentlich benütze er nicht das Wort ?pfeifen“) Wenzel und Ferenc waren beide etwas verblüfft auf diese Aussage. Sie hatten keine Ahnung, was sie darauf sagen konnten. Eindeutig etwas b?se, sank Brahm dann aber in sich zusammen und fügte in etwas leiserem Ton hinzu: ?Wer seine eigenen Wurzeln verr?t, der ist keinen Kreutzer wert.“ Seine Kameraden stellten ihm keine weitere Frage. Sowieso sollte der Mann heute lieber nichts mehr trinken, denn sie wollten ja auch wieder nach Hause finden. Bevor diese Angelegenheit aber ein Problem werden konnte, passierte etwas anderes, etwas das ?den Plan“ über den Haufen werfen würde.

  Schon zuvor war von drau?en eine laut geführte Auseinandersetzung zu h?ren. Nun aber schien sie jedoch in einen Aufruhr auszuwachsen. Durch eines der Fenster der Taverne waren schon einige Leute zu sehen. Wer oder was es genau war, konnte man von hier nicht sagen. Nur wurde es nun so ungestüm, dass alle hier drin darauf aufmerksam wurden. Wenzel stand auf und schaute beim Fenster hinaus. Er konnte leider nicht ausmachen, was vor sich ging, also trat er zur Türe hinaus. Ferenc folgte ihm, w?hrend Brahm nach vorne ging, um zu bezahlen. ?Klingeling!“ Eine ganze Traube an Menschen hatte sich versammelt. Wenzel dr?ngte sich, von seiner Neugierde getrieben, durch. Es stand zwei M?nner und eine jüngere Dame hier, die sich mit ein paar Soldaten stritten.

  ?Mehr gibt’s nicht! Alles andere brauche selbst, um über den Winter zu kommen! Ich kann euch nicht mehr bieten als ich hergeben kann. Verschwindet jetzt endlich!“, schrie der jüngere Mann den Soldaten, der ihm gegenüber stand, an. ?Ich verstehe eure Gefühle ja, aber die Anweisungen des Herrn Vogt waren klar und unmissverst?ndlich. Der Zehent ist entsprechend abzuleisten“, entgegnete der Herr mit Schwert an der Hüfte in lautem, entnervtem Ton. ?Gefühle? Ha! Das einzige Gefühl, das uns interessiert ist, jenes, dass unsere M?gen nicht vor Hunger schmerzen!“ Die Menge mischte auch schon gefühlsentbrannt in der Diskussion mit: ?Lasst sie doch!“ – ?Die Abgaben sind zu hoch!“ – ?Verzieht euch!“ – ?Lass dir nichts gefallen, Reiner!“ Es kamen immer mehr Menschen zusammen und begannen die Soldaten, die im Auftrag des Landesvogts waren, daran zu hindern durchzukommen und das Haus, des Mannes zu erreichen, um die Abgaben mit Gewalt einzutreiben. Wenzel hatte es jetzt geschafft, sich bis ganz vorne durchzuquetschen. Er wusste, wie übel die Leute hier bereits dran waren. Dieses Vorgehen best?rkte nur seine Ablehnung des Regimes.

  Dann eskalierte die Situation aber. Als der ?ltere Mann, also vermutlich das Familienoberhaupt, einen Soldaten anrempelte, zog dieser sein Schwert und schrie ihm ein paar Warnungen ins Gesicht. Der Mann war g?nzlich unbeeindruckt, woraufhin der Soldat auf dessen linken Oberarm einschlug. ?Ahh!“, schrie dieser, als die ersten Tropfen dessen warmen Blutes auf den kalten Winterboden tropften. Die Menge schreckte auf. Insgesamt wich sie zurück, aber einige M?nner wurden durch diese Aktion nun deutlich aufgebrachter. Die anderen anwesenden Soldaten zogen daraufhin ihre Schwerter. Die Sache schien nun zu eskalieren. W?hrend das vor sich ging versuchte sich Ferenc zu Wenzel durchzudr?ngen, um ihn zurückzuholen und in Sicherheit zu bringen. Doch er kam zu sp?t. Der Bursche wollte nicht mehr zusehen! Er trat zu den Soldaten heran. ?Was glaubst du, das du machst, Junge? Weg!“, fuhr ihn der Bewaffnete an. Wenzel aber streckte seinen Arm aus. Er wusste, dass er diese Menge an Gegnern mit Schwertkamp alleine nicht herausfordern oder gar besiegen konnte. Au?erdem waren viel zu viele Menschen hier, die Gefahr liefen durch den Gewaltausbruch, der nun unvermeidbar war, verletzt zu werden.

  Er konzentrierte sich kurz. Dann erzeugte er eine Druckwelle, die eine Handvoll Soldaten mit starkem Schub nach hinten schleuderte, wo sie gegen die Mauer des n?chsten Geb?udes klatschten! Es war geschehen! Verblüfft standen alle ringsum da und starrten den Burschen an. Die Soldaten, die Wenzel nicht angegriffen hatte waren auch vor lauter Verwunderung erstarrt. Einer davon fasste aber gleich wieder seinen Mut und stürmte mit gezogener Waffe auf den Jungen zu. Er flog einfach rückw?rts auf das Dach des n?chsten Geb?udes hinauf und lie? einen gr??eren Stein, der dort oben als Beschwerung lag, schweben. Dann schoss er ihn mit voller Wucht auf den Herausforderer, der zwar auszuweichen versuchte, aber trotzdem am Bein erwischt wurde, rotierte und am Boden landete. Nebenbei stand Ferenc, der ratlos zusehen musste, wie Wenzel seine Tarnung auffliegen lie?. Auch Brahm war mittlerweile aus der Kneipe gekommen und rief seinem Schützling laut zu, dass er herunterkommen sollte. Einige Leute begannen freudig zu rufen, die meisten aber wussten nicht, wie sie auf die Erkenntnis, dass der Erkorene tats?chlich zurück war, reagieren sollten.

  Die Gegner, die er vorhin weggeschleudert hatte, standen nun wieder auf und reorganisierten sich mit den anderen, mussten aber vor der Meute, etwas zurückweichen. Eine Konfrontation schien nicht abgewendet zu sein! In dem Moment ert?nte es pl?tzlich. Alle konnten lautes Hufgetrampel h?ren, das vom Nordosten kam. Der am Dach stehende Wenzel blickte hinüber und sah eine gro?e Menge berittener M?nner durch die teils engen Gassen des Ortes galoppieren. Es waren die M?rtyrerbrigaden! ?Die M?rtyrer sind da!“, rief Wenzel seine zwei Leibw?chtern zu. Dann flog er wieder zu diesen hinunter. Brahm, der nur leicht betrunken, aber trotzdem überaus ver?rgert war tadelte ihn: ?Was zum Geier machst du hier? Du wei?t genau, dass wir hier inkognito sind! Was zum…“ Er vollendete seinen Satz nicht mehr. Die Masse begann zurückzuweichen, als die berittenen Widerstandsk?mpfer ankamen. Im gleichen Atemzug hatten die Soldaten begonnen die Flucht zu ergreifen, als sie Wenzels Verkündigung der Ankunft der M?rtyrerbrigaden vernahmen.

  Einiges an Chaos folgte. Einige der Reiter nahmen die Verfolgung der fliehenden Regimetruppen auf, w?hrend um die Ecke herum pl?tzlich August angeritten kam. Mit ernster Miene schaute er auf die drei vom Sattel aus herunter. ?Was in aller Welt mach ihr hier, bitte?“ Die Angesprochenen w?ren in dem Augenblick wohl lieber im Boden versunken.

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