Im gro?en Zelt der Heerführer sa?en nun alle versammelt. Auf der einen Seite sa?en Theodor und August, beide mit grimmigem Gesicht. Auf der anderen Wenzel und seine zwei Leibw?chter. Jeder von dem Trio sah wie ein kleiner Schuljunge aus, der gerade ?rger bekommen hatte. Um ehrlich zu sein, war die Lage auch so ?hnlich, wenn auch wesentlich schlimmer in ihren Konsequenzen. August begann seine Tadel:
?Was habt ihr euch nur gedacht!? Zum Geburtstag mit Wenzel einen trinken gehen? Dumm! Aber, das Schlimmste ist, dass ihr mich einfach im Dunkeln darüber gelassen habt! Was h?tte ich denn sonst tun sollen, als einen Trupp auszusenden, um den Erkorenen wiederzufinden? Euch h?tte klar sein müssen, dass das meine Reaktion auf euer Verschwinden sein würde, zumindest, wenn ihr überhaupt noch irgendwelche Gehirnzellen über habt, was ja anscheinend nicht der Fall ist! Und ganz besonders du, Brahm, h?ttest wissen müssen, wie unglaublich dumm diese Idee war! Was zum Geier!“ August krampfte sich vor Wut zusammen und sein Kopf lief hochrot an. Er war total au?er sich. So hatte ihn Wenzel noch nie gesehen und, was ihm jedoch noch nicht bekannt war, die anderen zwei hatten diesen auch noch nie so erlebt. Bevor der Wutentbrannte mit seiner Tirade weitermachen konnte, unterbrach ihn aber Theodor.
?Ist schon gut, beruhig dich mal, August.“ Der Feldmarschall wandte sich an die soeben Zurechtgestutzten. ?Ich kann jetzt sowieso nicht mehr ?ndern, was passiert ist. August hat schon recht mit dem, was er sagt, aber trotzdem müssen wir kühl und rational vorgehen. Gehen wir das Ganze also nochmal geordnet durch. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, hat sich Wenzel also als derjenige, der er ist, vor den Einwohnern von Soldach zu erkennen gegeben. Ist das so richtig?“ – ?Ja“, erwiderten die drei kurz. Sogleich intervenierte wieder August und sagte: ?Ja, und manche der Soldaten konnten entkommen! Sie werden ihrem Herren darüber Bericht erstatten, dass der Erkorene IN DER TAT zurückgekehrt ist. Die Nachricht wird sich wie ein Lauffeuer im ganzen Reich verbreiten, nicht nur in der Bev?lkerung als ein Gerücht, sondern als eine Tatsache und bis ins K?nigshaus hinauf! Das ist nun unvermeidbar!“ Theodor klopfte dem Stabschef auf die Schulter und sprach: ?Hol mal kurz Luft, okay? Alles ist gut, wir werden das schon machen.“ August beherzigte den Ratschlag und machte ein paar Tiefe Atemzüge.
Er war absolut au?er sich, nicht nur weil sie dumme, vermeidbare Fehler begangen hatten, sondern auch, weil die Konsequenzen des heutigen Vorfalls seine Pl?ne durcheinanderwarfen. Der Feldmarschall ging, Hand aufs Kinn gelegt, einem Gedankengang nach. Dann stellte er Brahm eine Frage: ?Kommandeur Duenitz, du hast Wenzel von dir aus beim Lager hinausgeführt ohne uns zu informieren, richtig?“ In dem Augenblick durchfuhr Wenzel die Furcht, dass er Brahm bestrafen k?nnte oder ihn gar als seine Leibwache absetzen k?nnte. Er musste das verhindern! ?Es war meine Idee!“, schoss Wenzel ein. Alle schauten ihn daraufhin an. ?Ich wollte in eine Kneipe gehen. Eigentlich wollten Brahm und Ferenc mich sogar davon abhalten, aber ich konnte sie überzeugen, da es ein besonderer Anlass war.“ Leichte Skepsis war in den Augen Theodors zu erkennen. ?Also, gut“, war seine ganze Reaktion darauf. Der junge Mann wusste zwar nicht, ob man ihm tats?chlich geglaubt hatte, aber immerhin hatte er negative Konsequenzen für seinen guten Freund verhindert.
Folglich fuhr aber wieder August fort, der sich mittlerweile wieder etwas gefasst hatte. ?Das K?nigreich wird gegen uns mobilisieren und diesmal wird es ein gro?er Heerbann werden, soviel ist klar.“ Theodor best?tigte seine Aussage, als dieser ihm einen schnellen Blick zuwarf. ?Eigentlich wollten wir noch auf den strategisch richtigen Zeitpunkt warten, um den Erkorenen tats?chlich dem Volk zu pr?sentieren. Vielleicht h?tten wir sogar eine gro?e Show aus deiner ?Offenbarung“ gemacht. Das ist jetzt alles dahin. Der Moment, den du heute für deine Aktion gew?hlt hast, ist sehr ungünstig für mich.“ Wenzel kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wandte seinen Blick ab, h?rte aber weiterhin zu. ?Im Winter k?nnen keine Feldzüge durchgeführt werden. Daher werden alle Seiten, inklusive uns, auf das Frühjahr warten, um ihre Kampagnen zu beginnen. Da der Feind nun am Beginn des Winters von dir erfahren hat, wird er nun ausreichend Zeit haben, um den Heerbann in allen Landen bei all seinen Lehensherren zu verkünden. Er wird die notwendigen Vorbereitungen treffen k?nnen und seine Untertanen zum Feldzug versammeln k?nnen. Natürlich wird das Ganze sehr schwierig für ihn werden, da wir mittlerweile in allen Landen verteilt sind und der Widerstand überall schon stattfindet, aber trotzdem ist diese Situation nicht gut.“
Der Feldmarschall erg?nzte: ?So schlimm ist es nicht. Die M?rtyrer werden nicht so einfach besiegt werden, vor allem da unsere Methoden ganz andere als die ihren sind und sie ganz offensichtlich gro?e Probleme mit diesen haben.“ August aber erwiderte: ?Leichter gesagt als getan! Ich habe viel Restrukturierung in letzter Zeit vorgenommen und die Frage der Versorgung und Kommunikation unserer Truppen ist hier quintessentiell. In jedem Krieg ist Logistik das A und O. Wir sind noch nicht so weit, um einen voll ausgewachsenen Krieg zu führen! Die bisherigen Guerillataktiken müssen derweil noch herhalten.“ Der Stabschef wischte sich nerv?s über die Stirn. Theodor signalisierte sein vollstes Vertrauen in dessen Fertigkeiten. Auch alle anderen glaubten fest daran, dass August die Sache schon schaukeln würde. Dennoch waren die Pl?ne, die der Mann für die Gruppe ausgearbeitet hatte, nun durcheinander geworfen.
?Nach dem Vorfall in Soldach ist unser Hauptquartier nun offensichtlich gef?hrdet. Aber umziehen ist momentan garantiert au?er Frage!“ Theodor verstand die Problemlage. Er entgegnete: ?Dann werde ich wohl eine Pufferzone um das Hauptquartier absichern müssen.“ – ?Du meinst, dass du die umliegenden D?rfer unter unsere Kontrolle bringst?“ – ?Ja.“ – ?Im Winter ist das ein überaus dummes Unterfangen! Frostbeulen, Krankheiten, hohe Verluste…“, verwies ihn der Stabschef. Theodor aber antwortete: ?Ist mir schon klar, aber was sein muss, muss sein.“ Somit war es beschlossen. Der Startschuss für die Revolution war gefallen. Der Widerstand würde seine ersten tats?chlichen Eroberungen machen. Was für ein Geburtstag!
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Eine Frau, die vom Stress ihrer Arbeit sichtlich gealtert war, sa? an ihrem Schreibtisch. Es war eine gro?es Schreibkammer, in der sie sich befand. Um sie herum stapelten sich die zu behandelnden Dokumente und Berichte fast schon so hoch, dass deren Türme umzukippen drohten. Das Fenster war von der K?lte drau?en angelaufen. Die Dame sa? mit Gesicht in den H?nden still da. Schon einige Minuten waren so vergangen. Schlie?lich raffte sie sich auf und erhob sich vom Sessel. Es war Gabriela Cornel und sie hatte soeben den Bericht des Landesherrn der westlichen Lande über die Geschehnisse im Bezirk Neureut in den Karantischen W?ldern gelesen. Die Umst?nde waren übel, um es milde auszudrücken. Die Aufst?ndischen, deren Aktivit?ten in den letzten Monaten sich auf das ganze K?nigreich ausgebreitet hatten, hatten einige Siedlungen in Neureut unter ihre Kontrolle gebracht, inklusive dem Verwaltungssitz in Neureut selbst! So eine Aktion im Winter zu starten, war wohl mehr als nur verwegen. über ein paar wenige andere Orte in anderen Landesteilen schien auch die Kontrolle nur noch nominell zu bestehen.
Zudem hatte sie Kunde erhalten, dass die Melgaristen offenbar einen neuen Hexer zu ihrem Herrscher ernannt hatten. Was für ein Desaster! Es war unbedingt notwendig nicht nur diese Person, von der sie wusste, wer sie war, zu beseitigen, sondern auch Truppen zu mobilisieren. Der Schatzmeister würde nun die Reserven des K?nigreichs und des Bundes bereitstellen müssen, um diese Bedrohung abzuwenden. Die Situation war bereits immer schlimmer geworden und sie und alle anderen am Hofe würden nun den Ernst der Lage anerkennen müssen. Die Sache bewegte sich langsam immer mehr auf eine existenzielle Bedrohung zu. Die Bauern schlugen sich natürlich auf die Seite der Melgaristen, wann immer man ihnen irgendeine Gelegenheit dazu lie?. Daher musste jede Gelegenheit tunlichst vermieden werden und jeder Ungehorsam brutal bestraft werden! Dies war die einzige Sprache, die der P?bel verstand!
Sie packte den Bericht und einige andere Dinge zusammen und machte sich auf den Weg, dem K?nig Bericht zu erstatten. Sie ging die langen, weiten G?nge des Palastes entlang und klopfte an dessen Tür. Dann trat sie ein. Es war nicht das Arbeitszimmer seiner Majest?t, sondern dessen Gem?cher. Der K?nig war n?mlich vor einigen Tagen erkrankt und war momentan bettl?gerig. Unter einem hohen Baldachin lag seine Hoheit auf einem gro?en Bett. ?Entschuldigen Sie die St?rung, Eure Majest?t, aber ich habe Ihnen etwas mitzuteilen, das von gr??ter Relevanz ist.“ Der Herr ?ffnete seine Lider und setzte sich dann auf. ?Was gibt es denn?“ Infolge berichtete die Beraterin ihrem Herrn über Problemlage im K?nigreich. Er h?rte ihr dabei mit starrem Blick zu.
Nachdem sie fertig war, sprach dieser: ?Es war t?richt von uns zuzulassen, dass sich die Lage so weit zuspitzt. Ich glaube, dass eine Anpassung des Umgangs mit den Melgaristen und eine zumindest einstweilige Duldung von deren Praktiken, wohl klüger gewesen w?re.“ Beim Vernehmen dessen verzerrte Gabriela ihr Gesicht in Ablehnung. ?Nichtsdestotrotz, was geschehen ist, ist geschehen. Im Nachhinein ist man immer klüger. Die einzige Option unter diesen Umst?nden ist die Niederschlagung der Aufst?nde. Ich autorisiere dir hiermit die entsprechenden Ma?nahmen.“ – ?Danke sehr, Eure Majest?t!“, bedankte sich die Dame. Dann blickte sie aber argw?hnisch auf die rechte Hand des K?nigs. ?Ihr tragt noch immer dieses alte Relikt?“, hob sie in Bezug auf den Siegelring an seinem Finger hervor. Seine Hoheit antwortete mit rauer, aber gelassener Stimme: ?Ja. Dieser Gegenstand, stellt eine Verbindung zur Vergangenheit des Landes dar. Auch, wenn die Ideologie desjenigen, der ihn einst benutze, nicht mit meiner übereinstimmt, so stellt dessen fortw?hrende Benutzung doch eine Kontinuit?t her. Ein Weiterreichen der Fackel ist notwendig, um die Legitimit?t der Herrschaft zu begründen.“
Dann hustete der alte Mann. Es war ein furchtbares, kr?nkliches Husten. Auch das Gesicht seiner Majest?t war schrecklich blass und von Krankheit gezeichnet. Er hatte früher schon einen blassen Ausdruck gehabt, doch nun war es wirklich unansehnlich geworden. Gabriela widersprach dem Souver?n bei seiner vorigen Aussage aber! ?Eure Hoheit, Ihre Legitimation kommt vom Willen Gottes, so wie er von der Alethischen Kirche interpretiert wird. Die überbleibsel eines vergangenen Reiches und seiner Ideologie zu bewahren, l?uft dem zuwider.“ – ?Ganz so vergangen, wie du sie nennst, scheint diese Ideologie aber nicht zu sein, meine Liebe!“, entgegnete der K?nig schnippisch. ?Und der Alethismus hat dieses Reich nicht gro? gemacht oder überhaupt erschaffen. Das waren schon die Melgarionen!“ Gabriela bervorzugte es hier nicht zu antworten. Sie verabschiedete sich und verlie? die Gem?cher seiner Majest?t, Maximilian I., wieder.
Zuletzt war es ein wenig w?rmer geworden und er Schnee in der Gegend war geschmolzen, was die Stra?en und Wege in reine Schlammfluten verwandelte. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Heute hatte Wenzel wieder Schwert- und Speerkampf gemeinsam mit Magie geübt. Ersch?pft sank er nach Sonnenuntergang in sein Bett. Heute würde Brahm drau?en Wache schieben. Mitten in der Nacht wurde er allerdings von lauten Schreien abrupt aus dem Schlaf gerissen. Der Bursche sprang auf und lief ohne Schuhe, nur mit Socken bei der Tür hinaus. Auch Ferenc war aufgewacht und folgte dem, den er beschützte, auf Schritt und Tritt. Es war wieder einmal stockfinster drau?en, doch die beiden lie?en sich nicht abschrecken und schritten um die Ecke auf die Rückseite des Hauses, wo die Ger?usche hergekommen waren. Was sie vorfanden, war im Bereich des zu Erwartenden, trotzdem aber au?ergew?hnlich.
Brahm stand hier und hielt sich den linken Arm. Vor ihm lag ein verhüllter Mann am Boden. Die beiden ignorierten die Person am Boden und fragten, Brahm um sein Befinden. Dieser antwortete: ?Wei? nicht. Ich brauch was zum Stillen der Blutung!“ Schnell schaffte Ferenc einen Stofffetzen herbei, den er in kleinere Stücke riss und damit die Wunde seines Kollegen abband. Im Haus schauten sie sich die Sache dann im Kerzenlicht nochmal an. Es war nicht sch?n, aber Brahm würde definitiv sein Leben und seinen Arm behalten. Eine tiefe Narbe würde aber sicher bleiben. Er hatte auch einen Kratzer im Gesicht und an ein paar anderen Stellen. Erst danach besichtigten sie den K?rper des Niedergestreckten. Es gab hier nicht viel zu vermerken, das relevant w?re. Er war keiner von ihnen. Das Einzige, was von Bedeutung war, war die Tatsache, dass das Regime offenbar versuchte Attent?ter in das Lager einzuschleusen, um Wenzel zu beseitigen. Schwieriges Unterfangen. Sie würden jetzt sicher ein paar Anpassungen in der Bewachung des Lagers machen, um das künftig zu verhindern. Somit war ein weiterer Plan ihrer Feinde gescheitert. Es würde aber sicher nicht der letzte gewesen sein. Der Krieg würde jetzt erst wirklich beginnen.