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Kapitel 34: Schleimjagd

  Plop. Das Ger?usch alleine reicht um meine Konzentration noch einmal zu sch?rfen. Ich schmiege mich an den n?chstbesten Baum und halte vorsichtig nach dem Zauber ausschau. Verl?sslich wie der Hahn am Morgen, ersp?he ich die Wasserbombe kurz darauf über die Baumkronen segeln. Der Winkel passt nicht mal ansatzweise um mich zu erwischen, doch die letzten beiden Tage haben mich gelehrt, nicht auf sowas wie Flugbahnen zu vertrauen. Als k?nnte der Zauber meine Gedanken lesen, macht dieser in der folgenden Sekunde eine Kurve und prallt mit einem Platsch-Ger?usch gegen meine Deckung. Ich atme einmal tief durch und begebe mich n?her in Richtung des Schleim-Jünglings.

  Kurz gesagt sieht mein heutiger Plan vor, eine Schw?che aller Magier des ersten Ranges anzugreifen, ihren Manavorrat. Es ist schwierig für mich zu sagen, wieviel Mana so eine Wasserbombe wohl kosten mag. Leider wusste auch Sam auf diese Frage keine Antwort. Jedoch würde es mich sehr wundern, wenn diese Fertigkeit weniger als 40 Mana kostet. Da ich gestern den Schleim kurz gesehen habe, wei? ich au?erdem, dass er Level 34 ist. Schleime sind nicht unbedingt für ihre Z?higkeit bekannt, also gehe ich davon aus, dass fast alle seine Punkte in Intelligenz und Einsicht geflossen sind. Wieviel Mana kann man also auf diesem Weg haben?

  Die wenig überraschende Antwort ist, ziemlich viel. Ich habe mittlerweile ein Rindenschild nutzen müssen und bereits das sechste Geschoss heil überlebt. Eins verbraucht, bleiben mir also noch fünf übrig um mich im Notfall zu verteidigen. Der n?chste Brocken segelt allerdings nicht in meine Richtung, sondern schl?gt ein ganzes Stück weiter westlich ein. Wenigstens wei? ich jetzt auch in etwa, wo Clara sich befindet. Ich nutze die Ablenkung um weiter vorzurücken. Hoffentlich konzentriert der Schleim-Jüngling dann sein Feuer eher auf mich. K?der spielen geh?rt zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingsaufgaben aber eine ausgeruhte, unverletzte Clara kann gegen das Mistvieh definitiv mehr ausrichten.

  Mittlerweile bin ich nahe genug dran, um den Bombenwerfer zu einem Strategiewechsel zu bewegen. Statt mich in einen Bogen zu beschie?en, feuert er nun quer durch den Wald. Die Kugel ist zwar nun ein ganzes Stück kleiner aber dafür deutlich wendiger. Das Wasser selbst ist eiskalt und hart wie ein Brett.

  Ich bei?e die Z?hne zusammen, Zauber Nummer 13 und ich habe noch drei Schilder übrig. Das n?chste Projektil zwingt mich ein weiteres Schild zu opfern. Danach herrscht pl?tzlich Ruhe im Wald. Ich warte einige Sekunden und riskiere schlie?lich einen Blick.

  Der Kollege sieht noch genauso ungew?hnlich aus wie am Vortag. Wenn ein normaler Schleim die Form eines Spielballs hat, dann ?hnelt diese Variante eher einer Bohnenstange. Der Schleim-Jüngling hat sich auf einer kleinen Erhebung niedergelassen. Auch wenn es Sinn macht, dass sich jemand mit solchen Fertigkeiten eine erh?hte Position sucht, so f?llt seine blassblaue Farbe im Grün des Waldes einfach zu sehr auf. Nicht das ich mich darüber beschweren m?chte. Angespannt verkürze ich den Abstand zwischen uns, jederzeit darauf vorbereitet in Deckung zu springen. Allerdings scheint ihm tats?chlich die Puste ausgegangen zu sein. Mit einem Pfiff rufe ich nach Clara und gemeinsam n?hern wir uns dem regungslosen Gesch?pf.

  Ehrlich gesagt bin ich ein wenig entt?uscht. Ich hatte schon mit einer Art letztem Aufb?umen gerechnet, stattdessen hat der Schleim einfach resigniert und aufgegeben. Au?erdem machen wir eine weitere, bittere Erfahrung. Wir haben den Kern des Schleim-Jünglings nicht erhalten. Somit haben wir praktisch drei Tage für Nichts verschwendet!

  Sam versucht uns bei unserer Rückkehr auf seine Art aufzumuntern: “Manchmal hat man Glück und manchmal eben nicht. Wir sollten weiterziehen. Früher oder sp?ter finden mir schon mehr von den Biestern.”

  Der Kurier sollte Recht behalten. Bereits am n?chsten Tag sto?en wir auf den n?chsten Schleim-Jüngling. Meine Strategie ist zwar nicht unbedingt die Schnellste, erweist sich aber erneut als erfolgreich. Diesmal bekommen wir auch unseren ersten Schleimjünglings-Kern. Obwohl wir mittlerweile den Bedarf für die normalen Schleime gedeckt haben, so widerstrebt es mir doch, einfache Erfahrung liegen zu lassen.

  Insgesamt braucht es fünf weitere Tage, beziehungsweise drei Schleim-Jünglinge, um die letzten Kerne zu bekommen. Die Erleichterung, endlich nach Torfbergen zurückkehren zu k?nnen, ist besonders bei Sam gro?. Trotzdem kann sich unsere Ausbeute sehen lassen. Wenn wir unsere Mission abgeben bin ich fast Level 35. Des Weiteren quillt mein Münzbeutel buchst?blich über. Ich musste mir tats?chlich von Sam einen Gr??eren leihen, da in meinen eigenen ja nur 500 Münzen passen. Woher h?tte ich auch wissen sollen, dass ich bei meiner Rückkehr in die Stadt 1277Sil besitzen werde? Vermutlich wird dieses Verm?gen aber genauso lange halten, wie meine letzten Ersparnisse. Meine Einkaufsliste wird schlie?lich von Tag zu Tag l?nger. Ich freue mich bereits auf meine neue Jacke. Hoffentlich passt sie mir auch.

  Nach vier langen, ?u?erst regnerischen Tagen, erreichen wir das Stadttor. Zum ersten Mal zeige ich meine Gildenmünze vor und werde einfach so durchgewunken. An so eine Behandlung k?nnte ich mich glatt gew?hnen. Mein Plan für den restlichen Tag ist, kurz bei Herrn Sira vorbei zu schauen um die Mission abzugeben, dann meine Jacke abzuholen und mich danach in aller Ruhe bei einer guten Mahlzeit am Feuer aufzuw?rmen.

  “Ah, ihr Beiden seid also unsere neuesten Mitglieder”, begrü?t uns der Mann am Eingangstor der Sira-Gilde. “H?tte euch nicht so früh erwartet. Kommt rein.”

  Ich ?ffne die Tür zum Haupthaus und werde mit einer merkwürdigen Stille begrü?t. Es sind sch?tzungsweise drei dutzend Menschen anwesend. Alle ihre Blicke verharren einen Moment auf mir, bevor etwa ein Drittel in tosenden Jubel ausbricht: “Ich hab euch doch gesagt, dass sie für ein paar Schleime keinen Monat brauchen!” “Bei Mark hast du das damals auch behauptet und 3000 verloren”, bemerkt ein angefressen dreinsehender Mann. Unz?hlige Münzbeutel fliegen in den folgenden Sekunden kreuz und quer durch den Raum. “Hey Seb, ich schmei? ne Runde Dunkles für alle.” Erneut hallen laute Jubelrufe durch das Geb?ude. Was zur H?lle geht hier vor sich? “Wenn das mal nicht mein liebster Lieblingsmagier ist”, begrü?t mich schlie?lich Sophie. Bevor ich aber etwas darauf erwidern kann, zieht die K?mpferin Clara und mich in die Menge. Ehe wir uns versehen sitzen wir mit einem Krug Bier in der Hand inmitten der Abenteurer.

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  Ich wünschte jemand k?nnte dem Raum sagen, dass er sich endlich aufh?ren soll zu bewegen. Es ist der n?chste Tag und mir ist grottenschlecht. Verfluchter Alkohol! Ich versuche mich an das Geschehen am Vortag zu erinnern, doch ich bekomme einige Sachen einfach nicht mehr zusammen. Erst am Nachmittag fühle ich mich wieder in der Lage geradeaus gehen zu k?nnen. Es dauert zwar ein wenig aber ich finde mich schlie?lich im Haupthaus wieder. Wenigstens kann ich in den Gesichtern der vorbei schlurfenden Leute sehen, dass ich nicht der Einzige war, welcher zu tief ins Glas geschaut hat. Nur Seb, der gut gekleidete Mann hinter der Bar, schafft es mir glaubhaft einen “Guten Morgen” zu wünschen.

  Pflichtbewusst wie ich bin, steige ich qu?lend langsam die Treppe nach oben um meine Mission abzugeben. “Du siehst absolut furchtbar aus”, bemerkt mein Chef trocken. Statt ihm zu antworten versuche ich es mit einem gezwungenen L?cheln. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Herr Sira sp?ter auch mit von der Partie war und nicht nur Wasser getrunken hat. Jedoch wirkt der Bogenschütze auf mich stocknüchtern. “Gute Arbeit bei der Mission. Hier hast du noch dein w?chentliches Entgelt. Sophie m?chte Clara und dich morgen früh kampfbereit auf den Innenhof sehen. Bis dahin würde ich dir empfehlen etwas für deine K?rperhygiene zutun.”

  Erst jetzt f?llt mir auf, dass mir 80Sil fehlen. Wieviel habe ich bitte gestern für Getr?nke ausgegeben? Zum Glück kennt sich Seb als Koch nicht nur mit Getr?nken aus und serviert mir eine halbe Stunde sp?ter eine leichte Suppe, die gegen meine Kopfschmerzen helfen soll.

  Den restlichen Tag verbringe ich mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt und einem Besuch im Badehaus. Danach beeile ich mich noch meine Jacke abzuholen. Das Kleidungsstück passt wie angegossen! Wieder in der Gilde angekommen, erkundige ich mich nach den Schlafpl?tzen. Auch wenn in einer Ecke schlafen einen gewissen Reiz ausstrahlt, so bevorzuge ich doch ein bequemes Bett. Für 2Sil die Nacht kann man sich in einem Gemeinschaftszimmer mit je vier Betten einquartieren. Zu jeder Schlafm?glichkeit geh?rt auch eine praktische Truhe um seine Wertsachen zu verstauen. Auch wenn Privatsph?re natürlich anders aussieht, für solch einen Preis finde ich sonst nirgendwo eine Unterkunft. Ich bin gespannt, was mich morgen erwartet.

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  Ich betrete den Innenhof und atme die kühle Morgenluft ein. Sophie, Torben, Lars, Maria, Paul und ein paar andere, schaulustige Abenteurer warten bereits auf mich. W?hrend Torben aus dem gleiche Grund wie ich hier ist, handelt es sich bei den anderen, namentlich Genannten um die Stellvertreter der Gilde. “Guten Morgen Clara, dann k?nnen wir ja endlich anfangen”, spricht Sophie mit einer gewissen Prise Erleichterung in der Stimme. “Ich m?chte euch zwei heute die Gelegenheit bieten, uns zu zeigen aus welchem Holz ihr geschnitzt seid. Wie ihr vielleicht schon wisst, h?lt unser Chef nicht viel von festen Teams. Je nachdem was die Mission erfordert, werden die entsprechenden Leute losgeschickt. Dafür müssen wir aber erst einmal wissen, was eure St?rken und Schw?chen sind. Clara wird zun?chst gegen mich in einem übungskampf antreten. Anschlie?end werden wir Torben um ein paar Demonstrationen seine Zauber bitten und dich zu ein paar Sachen befragen. Soweit alles klar?”

  Mein Herzschlag beruhigt sich umgehend. Zum Glück ist es nur ein übungskampf mit Rang 2 Abenteurern. Ich werde ihnen schon zeigen, was ich bereits auf meinen Reisen mit Torben und den K?mpfen mit Dale gelernt habe.

  “Das heisst, ich muss keinen übungskampf machen?”, fragt Torben in die Runde. Sophie grinst ihn nur breit an: “So gerne ich auch mal Magier in den Boden stampfen würde, so bezweifle ich doch stark, dass wir dadurch ein gutes Bild von deinen F?higkeiten bekommen. Du bist der erste Magier, den ich und die Anderen in dieser Gilde wirklich kennenlernen dürfen. Falls du aber nach unserem Gespr?ch immer noch Lust auf einen übungskampf hast, dann bin ich gerne dazu bereit. Mein Weggef?hrte verzieht nur kurz das Gesicht, bevor er dankend ablehnt.

  Alle Beteiligten ziehen sich schlie?lich unter eines der Vord?cher zurück, sodass nur noch Sophie und ich im Innenhof stehen. “Die Regeln sind einfach”, erkl?rt mir die K?mpferin. “Du kannst deine Waffe und alle Fertigkeiten nach Belieben nutzen. Falls du mir einen Schadenspunkt zufügen kannst, gebe ich dir ein Abendessen deiner Wahl bei Seb aus. Ich hingegen werde keine Fertigkeiten nutzen und nur meinen K?rper und dieses Holzschwert hier als Waffe nutzen. Wenn du weniger als 12 Lebenspunkte übrig hast rufst du bitte laut und deutlich Stop. Zeig mir was du kannst, wann auch immer du dich bereit fühlst.

  Ich ziehe mein Schwert und fokussiere mich auf die K?mpferin. Die Frau mit dunkelbraunen, kurzen Haaren und den ebenso braunen Augen ist nur wenige Jahre ?lter als ich. Wahrscheinlich sind Torben und sie sogar gleichalt. Ihr K?rper ist gut gebaut. Vor allem ihre Arme sind durch das Führen ihres Gro?schwerts wesentlich kr?ftiger als meine Eigenen. Ich bin mir nicht sicher, warum Sophie nun ausgerechnet ein Einhandschwert aus Holz führt. Glaubt sie, dass sie nicht nur eine Holzwaffe nutzen muss, sondern auch nichtmal ihre bevorzugte Waffenart braucht?

  Ich n?here mich der K?mpferin von rechts, aktiviere Kr?ftiger Schlag und versuche sie seitlich zu erwischen. Sophie weicht dem Angriff mit einem gelassenen Schritt nach hinten aus. “Kr?ftiger Schlag solltest du nur verwenden, wenn du dir wirklich sicher bist, dass dein Ziel den Angriff nicht ausweichen kann. Kluge Gegner werden nicht versuchen diesen Hieb zu blocken und danach deine offene Seite attackieren.”

  Der Schlag auf meinen Oberarm tut zwar weh, ist aber nicht weiter tragisch. Ich gehe einen Schritt zurück um mich kurz zu fangen. Sophie nutzt diese Chance aus um mehrere Angriffe auf mich loszulassen. Ihre Holzwaffe fühlt sich beim Blocken eher wie ein Hammer an. Ich habe nur zwei Angriffe pariert und meine Hand fühlt sich bereits taub an. Ohne Achtsamer Blick h?tte mich einer der Angriffe voll erwischt. “Also bist du eine Barbarin, interessant”, kommentiert die Frau, welche erneut die Defensive einnimmt. Ich lasse mich nicht irritieren und greife erneut an. Nach ein paar Hieben versuche ich die K?mpferin schlie?lich mit meiner Manaklinge zu überraschen. Jedoch duckt sich die Frau spielend unter meinen Schlag hinweg. Pl?tzlich spüre ich einen tauben Schmerz durch meine Bauchgegend und schlie?lich den ganzen K?rper pulsieren. Es dauert mehrere Sekunden bis ich überhaupt begreife, dass ich auf dem Steinboden liege.

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