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“Schafft eure ?rsche gef?lligst an die linke Flanke! ”, schreie ich die M?nner an. Unsere Situation sieht nicht gut aus. Dennoch hat uns Zac Mut zugesprochen. Die Abenteurer haben zwar früher angegriffen als er vermutet hatte, aber im Endeffekt wird sein Plan dennoch aufgehen. Wenn unser Anführer zuversichtlich ist, dann bin ich es auch. Seine Pl?ne haben bisher immer funktioniert. Egal ob es darum ging einen Adligen auszurauben, D?rfer zu überfallen oder vor dem “Gesetz” zu fliehen. Ohne Zac w?ren wir heute nicht da wo wir sind. Von Kurtracht bis Torfbergen machen sich Kaufleute bei dem Namen der Rimmerbande ins gut betuchte Nachthemd. Auch diesmal werden wir am Ende der lachende Sieger sein. Wir müssen nur noch ausharren, bis Zac endlich gefunden hat wofür wir hergekommen sind.
Solange wir nicht auf offener Stra?e k?mpfen, sind die Fernk?mpfer zumindest kein gro?es Problem. Die beiden Magier sind bereits eine andere Nummer. Rüstungen und enge R?ume schützen nur bedingt vor diesen Milchgesichtern. Gleichzeitig stehen immer eine Handvoll Leute zu ihrem Schutz bereit. Alle unsere Versuche, auch nur einen von ihnen zu t?ten, sind bisher gescheitert. Als w?re das noch nicht schlimm genug, mischen auch noch gleich zwei Rang 3 Brocken mit.
Der eine, ein Blondschopf, schwebt weit über den D?chern der Stadt. Wir haben keine Chance irgendwie an ihn heranzukommen. Das hat den Mistkerl aber nicht davon abgehalten unsere Belagerungswaffen, die Stadtmauer und zwei dutzend M?nner auf einmal ins Jenseits zu pusten. Sein Kollege in Rüstung ist genauso subtil unterwegs. Ganze Geb?ude zerfallen unter dem Schlag seines Hammers. Pfeile, Hiebe, Stiche und sogar Sprengstoff hinterlassen bei diesem Monster nur kleine Kratzer. Dabei habe ich extra drauf geachtet bei dem explosiven Zeug nicht knauserig zu sein. Eine Lektion die mich drei Finger und meinen Lieblingsdolch gekostet hat.
Auch wenn wir die Abenteurer im Endeffekt nur verlangsamen k?nnen, machen wir ihnen jeden Meter so schwer wie nur m?glich. Ihre Prinzipien sind eine Schw?che, welche wir nur zu gern ausnutzen. Selbst die beiden Schwergewichte werden nicht einfach so ein Geb?ude in Luft jagen, solange sich noch eine Geisel darin befindet. Der verborgene Sprengstoff hat ebenfalls bereits seine Tribute gefordert. Es ist ein Jammer, dass wir so viele Menschen an Zacs neues, spezielles Haustier verfüttern mussten. Mit mehr Geiseln s?he unsere Situation gleich viel besser aus.
Niemand wei? woher er auf einmal diese merkwürdige Pfeife hat, mit welcher er dieses Monster herbeirufen kann. Es ist eines seiner zahlreichen Geheimnisse. Dank dem Ungetüm haben wir Silberstieg einfach überrannt. Selbst die beiden Rang 3 Abenteurer werden nichts gegen diese wandelnde Naturkatastrophe unternehmen k?nnen.
Natürlich hat die Sache einen Haken. Die Beschw?rung scheint nicht ewig zu halten und das Monster verlangt einen hohen Preis für seine Dienste. M?nner, Frauen, Kinder, Menschen oder auch Skalven, es interessiert sich dafür herzlich wenig. Es verlangt einzig allein danach seinen Hunger stillen.
Mir l?uft es eiskalt den Rücken runter und ich lasse beinahe meine Dolche fallen. Nerv?s wische ich das Blut an meiner Hose ab. Nicht unbedingt der beste Zeitpunkt um an diese Nacht zurück zu denken. Sobald Zac sein Ziel in den alten Minensch?chten erreicht hat, wird er die Pfeife erneut benutzen. Die folgende Verwirrung sollte uns mehr als genug Zeit geben, um durch jene Tunnel die Biege zu machen. Wir müssen also die Abenteurer nur noch ein wenig bei Laune halten, bevor ihr Verderben über sie hereinbricht.
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Mit aller Kraft versuche ich mich aus meinen Fesseln zu winden. Mein letzter Versuch hat mir eine ordentliche Tracht Prügel und eine lange Zeit im Land der Tr?ume eingebracht. Doch wer l?sst sich schon von ein paar kaputten Knochen beeindrucken? Das System konnte zwar nichts gegen die Schmerzen, wohl aber gegen die Unannehmlichkeiten selbst tun. Alles was es braucht, ist Zeit. Eine Ressource, von der ich die letzten Tage wirklich mehr als genug hatte. Meine Befreiungsversuche bleiben, trotz der zunehmend lebhaften Stadtkulisse, nicht unbemerkt. Die Tür schwingt auf und der Bandit f?hrt mich augenblicklich an: “Wirst du wohl verdammt noch mal Ruhe geben!” Es fiel mir schon immer eher schwer Befehlen zu folgen. Marco k?nnte vermutlich ein Lied darüber singen. Leider geh?rt das Tr?llern solcher nicht zu seinen St?rken.
Der Bandit versucht mich mit seiner Keule ruhig zu stellen. Ich verzichte auf die erneute Bekanntschaft und rolle unbeholfen von meiner Schlafunterlage. Das Nullwasser in meinen K?rper macht die Anstrengungen nicht einfacher. Das dieses Gesindel tats?chlich ihren Kopf benutzt um zu verhindern, dass die Geiseln ihr Mana wiederherstellen k?nnen, ist bemerkenswert. Ohne Mana habe ich keine M?glichkeit eine Gildennachricht zu senden oder einer meiner Fertigkeiten zu nutzen. Am Ende des Tages sind es aber dennoch nur Banditen. Nichts wovor ein gefesselter, geknebelter, waffenloser Bogenschütze Angst haben müsste.
Okay, vielleicht entspricht meine innere Zuversicht nicht unbedingt der Realit?t. Trotzdem ist jetzt der beste Zeitpunkt um die Banditen abzulenken. Das die Ger?usche von drau?en n?her kommen bedeutet, dass meine Rettung ziemlich sicher auf dem Weg ist. Wenn ich auch nur eine dieser trüben Tassen ablenke, bedeutet dass automatisch eine Person weniger bei der Verteidigung. Ich muss nur sichergehen, dass man mich nicht w?hrend der Rettungsaktion t?tet. Eine leider sehr g?ngige Methode, wenn der Entführer keinen Ausweg mehr sieht. Somit habe ich gleich zwei Gründe den Wurm in mir zu kanalisieren. Mit aller Kraft trete ich dem kr?ftigen Mann gegen das Schienbein. Ein Anstrengung, welchen ihn immerhin einen Schritt zurückweichen l?sst. Ich robbe ein paar mehr Zentimeter n?her Richtung Fenster und versuche meine Fü?e zwischen mir und meinem Angreifer zu bringen.
Es ist erstaunlich wie viele Sachen man aus dem Wimmerwald im t?glichen Geisel Dasein wiederfindet. Eingeschr?nkte Mobilit?t, kein sicherer Rückzugsort, die Hoffnung das einem m?glichst schnell die versprochene Unterstützung findet, alles Eindrücke, welche mir genau in dieser Sekunde durch den Kopf rauschen. Fehlt nur noch ein wenig Gift, welches durch meinen K?rper zirkuliert. Das Nullwasser kommt zwar ebenfalls mit ein paar unsch?nen Nebenwirkungen daher, kann aber nicht mit dem Gefühl sich aufl?sender Blutbahnen mithalten. Manchmal muss man eben Abstriche machen.
Ich versuche meine Beine als Schild gegen die Keule zu verwenden. Nichts was ein Schwert aufhalten würde, aber genug um einen Stück Holz Probleme zu machen.
W?hrend sich zwei meiner Fu?zehen mit einem dezenten Knack-Laut verabschieden, h?re ich die Eingangstür im Erdgeschoss bersten. Seine Kollegen stürmen die Treppe herunter um den ungebeten Besuch in Empfang zu nehmen. Auch mein Tanzpartner überlegt lieber mit den gro?en Jungs zu spielen. Bleibst du wohl hier! Erneut nutze ich einen Tritt um meinen gekr?nkten Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Meine kaputten Zehen protestieren prompt lautstark. Verfluchte Schei?e! Ich halte eine Tr?ne zurück und bei?e fest auf den Stofffetzen in meinem Mund. Wenigstens tat ihm der Treffer diesmal genauso weh wie mir. Der Bandit ger?t ins Taumeln und f?llt schlie?lich hin. Nicht mal seine Waffe kann der Idiot richtig festhalten. Mit einer Geschmeidigkeit, die selbst dem wendigsten Weichtier alle Ehre machen würde, versuche ich an die Keule zu kommen. Leider wird mein Einsatz mit einem Faustschlag ins Gesicht belohnt.
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Die Welt dreht sich und ich bemerke den eisernen Geschmack von Blut in meinem Mund. Wenn ich doch nur diese verflixten Fesseln los w?re! Meine Chancen würden schlagartig in den zweistelligen Bereich aufsteigen!
Der Tritt in die Magengegend l?sst mich zusammenfallen wie einen leeren Getreidesack. Noch so einer und das k?nnte es für mich gewesen sein. Die Tür schwingt auf und die wahrscheinlich sch?nste, anwesende Frau betritt das Zimmer. Der Bandit attackiert die blutverschmierte K?mpferin augenblicklich. Ein kurzer Schritt zurück, ein heftiger Schlag in die Seite und ein beherzter Griff zum Genick beenden die Auseinandersetzung binnen weniger Sekunden. “Sopoi shon ds duh dah bis”, begrü?e ich meine Retterin. Sophie grinst mich nur bl?d an: “Du siehst ein wenig mitgenommen aus Kai. Ein wenig Wasser und Sonnenlicht würde dir sicherlich gut tun.” Kurz darauf bin ich meinen Knebel los und erbreche promt eine Ladung Blut. Dankend nehme ich den mir gereichten Heiltrank an und genie?e für einen Moment meine wieder erlangte Freiheit.
“Wie ist der Stand der Dinge?”, frage ich die K?mpferin schlie?lich. Nach den Schilderungen zu urteilen, geht die Wiedereroberung von Silberstieg offenbar gut voran. überall werden die Banditen Stück für Stück zurück getrieben und ausradiert. Ich frage nach Luca und den anderen Mitgliedern, welche in Silberstieg stationiert waren. Sophie teilt mir in ihrer unverblümten Art und Weise mit, dass ich der einzige überlebende der Sira-Gilde bin. Wut macht sich in mir breit. Ich kannte einiger dieser Leute seit meiner verdammten Kindheit! Meine Finger sehnen sich nach meinem vertrauten Bogen und den Anblick dieser sterbenden Bastarde! Allerdings ist meine Waffe weg und mein Mana nach wie vor leer. Meine aufkommende Frustration wird schnell durch die Worte der K?mpferin unterbrochen: “Glaubst du, dass du es alleine aus der Stadt raus schaffst?” Ich blicke ihr tief in die Augen und atme schlie?lich tief durch: “Das sollte ich wohl noch gerade so hinkriegen.” In diesem Moment f?llt mir eine wichtige Sache ein: “Wie seid ihr eigentlich mit dem Oger fertig geworden?” Sophie wirft mir einen fragenden Blick zu: “Welchen Oger meinst du?”
In diesem Augenblick schie?t am Rande der Stadt ein Lichtstrahl empor. Aus dem Fenster hat man einen ausgezeichneten Ausblick auf das Spektakel. Das Licht verdichtet sich. Stück für Stück wird eine ann?hernd menschliche Silhouette sichtbar. Kein Wunder, dass wir den Oger nicht früher bemerkt haben. Silberstieg verfügt über einen guten Ausblick über die n?here Umgebung. Man würde also meinen, dass wir selbst unter Beschuss eine hügelgro?e Kreatur relativ schnell ersp?hen würden. Meines Wissens nach sind Tarnfertigkeiten unter Ogern auch ?u?erst selten anzutreffen. Stattdessen haben wir das Biest nur pl?tzlich Schreien h?ren, bevor es im n?chsten Moment bereits das Stadttor zermalmt hat. Die Rimmerbande hat den gro?en Jungen nicht mit irgendwelchen okkulten Mitteln bis vor unsere Tore getrieben. Sie haben ihn beschworen.
Das Licht dimmt langsam und bl?ttert von der darunter liegenden Form ab. Zum Vorschein kommt jene Kreatur, welche Silberstieg quasi im Alleingang eingenommen hat. “Diesen Oger meinte ich.”
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Manchmal frage ich mich, warum das System so einen verkorksten Sinn für Humor zu haben scheint. Zumindest hoffe ich inst?ndig, dass die Nachrichten ein schlechter Scherz sind. Ich lasse die Mitteilungen verschwinden, packe meinen Zauberstab ins Inventar, schnappe mir eines der Kinder und nehme die Beine in die Hand. Meine Kameraden folgen ohne zu z?gern meinen Beispiel.
Wir haben die restlichen Geiseln ausfindig machen k?nnen. Sie wurden in einem gro?en Wohnhaus festgehalten. Vier Banditen haben auf die ursprünglichen sieben Gefangenen aufgepasst. Wir konnten das Gesindel zwar ausschalten, aber nicht bevor sie noch die vermeintlichen Eltern und eines der Geschwister hingerichtet haben.
Ich versuche meine Gedanken im Hier und Jetzt zu lassen. Ein schneller Blick in die Gildennachrichten best?tigt den offiziellen Befehl zum sofortigen Rückzug. Marco teilt au?erdem mit, dass es sich bei dem fleischgewordenen Berg um einen Oger (III) Level 14 handelt. Was zum Teufel will uns der Gildenanführer mit dieser Information sagen? Wer sich bereit fühlt kann sein Glück gerne versuchen?
Mein Blick wandert zu der Gestalt, welche keine zweihundert Meter von uns entfernt pl?tzlich aufgetaucht ist. Gragukh l?sst die Geb?ude und Ruinen um sich herum klein erscheinen. Die Keule auf seiner Schulter ist locker so gro? wie ein vierst?ckiges Geb?ude. Seine Haut hat einen dunklen Grünton. Bis auf einen Lendenschurz tr?gt der Oger nichts weiter am K?rper. Mehr Zeit diese Kreatur zu beobachten bleibt mir leider nicht. Der Oger st??t einen Schrei aus, welcher die Erde unter meinen Fü?en erzittern l?sst.
Zu meinem Entsetzen sehe ich aus den Augenwinkeln, wie das Monster zum Schlag ausholt. “Aufpassen!”, schreit Greg uns entgegen. Instinktiv werfe ich mich mit dem Kind in meinen Armen auf den Boden und versuche es gut wie m?glich von der Au?enwelt abzuschirmen.