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Der Morgen des n?chsten Tages kommt und geht ohne, dass irgendetwas Nennenswertes passiert. Offenbar konnten sich die wichtigen Leute auch letzte Nacht nicht auf einen gemeinsamen Plan einigen. Die Situation frustriert mich. Wir haben uns extra beeilt, sind sogar durch gro?e Teile der Nacht gefahren, nur um jetzt D?umchen zu drehen. Nur wenige hundert Meter von uns entfernt werden Menschen gefangen gehalten. Banditen sind für gew?hnlich nicht unbedingt für ihre Gnade gegenüber Geiseln bekannt. Ich mag mir lieber gar nicht ausmalen, was die Leute da gerade erdulden müssen.
Mein Blick wandert zu der entfernten Stadtmauer. Der Schutzwall ist in einem desolaten Zustand. Die Rimmerbande hat bei ihrer Belagerung ganze Arbeit geleistet. Zahllose Lücken klaffen im Mauerwerk. Viele dieser Stellen wurden zwar notdürftig mit Ger?ll verbarrikadiert aber eine schützende Mauer sieht anders aus. Die Stelle, wo ich ein Stadttor vermuten würde, ist jetzt ein gro?er Krater. Irgendwas hat das ursprüngliche Geb?ude samt Erdboden zwei Etagen tiefer gelegt. Nerv?s tippe ich gegen meinen Zauberstab. Wenn die Stadtmauer schon so l?diert aussieht, wie steht es dann erst in der Stadt selbst aus?
Am Abend trommelt uns dann endlich unser Chef zusammen. Dank der mangelnden Kooperation aller Parteien hat man sich zu einem Angriff von mehreren Seiten entschieden. Die Grundidee ist nicht schlecht. Etwa 250 Banditen k?nnen unm?glich überall gleichzeitig sein. Nüchtern betrachtet l?uft es aber eher darauf hinaus, dass alle Abenteurer nur zuf?lligerweise das gleiche Ziel zur selben Zeit angreifen. Da wir nichts von einem Angriff in der Nacht haben, startet unsere Rettungsmission in den Morgenstunden. Unser Boss pers?nlich wird im ersten Schritt die Belagerungswerkzeuge innerhalb der Mauern zerst?ren. Diese Attacke soll das Signal für alle bereitstehenden Gruppen zum Angriff werden.
Nach der groben Erkl?rung bekommt jeder seine Aufgabe und Position zugeteilt. Ich werde einer achtk?pfigen Gruppe aus Mitgliedern der Sira und Lehmann-Gilde angeh?ren. Ehrlicherweise h?lt sich mein Wissen über unseren Verbündeten in Grenzen. Ich wei? das der Anführer dieser Gilde, ein Rang 3 K?mpfer, ebenfalls hier ist. Die Lehmann-Gilde verfügt insgesamt über deutlich mehr Mitglieder, jedoch würde laut meinen Kameraden unsere Seite in einem direkten Gildenkampf wahrscheinlich gewinnen. Herr Lehmann nutzt seine Mittel eher für sich selbst und um neue Mitglieder anzuwerben, w?hrend Marco mehr in die bereits vorhanden Leute investiert. Ein h?heres Level seiner Fertigkeiten ist oftmals viel mehr Wert als ein oder zwei Level. Natürlich ist das nur eine hypothetische Aussage. Es gibt keinen Grund, warum es zu ernsthaften Reibereien zwischen den beiden Gilden kommen sollte. Tats?chlich erg?nzen sich die beiden Organisationen pr?chtig. Auf der einen Seite gibt es gut ausgebildete Bogenschützen und auf der Anderen jede Menge entschlossener Nahk?mpfer. Entsprechend h?ufig kommt man zu den verschiedensten Missionen zusammen.
Neben noch einen weiteren Rang 3 Abenteuer, nehmen auch noch drei Magier an der kommenden Schlacht teil. Ich habe mich darüber gefreut als man mir erz?hlt hat, dass Linda, Dale und Andre auch mit von der Partie sind. Ich bin dem Trio noch nicht über den Weg gelaufen, aber dass ist bei den unz?hligen Zelten auch wenig verwunderlich. Es wird auch nach der Schlacht bestimmt noch Zeit für einen Plausch geben. Neben Andre ist noch ein weiterer Windmagier und eine Lichtmagiern von der Partie.
Vor allem die Anwesenheit der Magierin scheint viele Abenteurer zu beruhigen. Sie ist wohl ein bekanntes Mitglied der Kirche. Wenn ich den knappen Erz?hlungen meiner Kameraden glauben schenken darf, besitzt die Frau eine Heilfertigkeit. Knochenbrüche, Blutergüsse, das und mehr kann in wenigen Sekunden behoben werden. Angeblich tut es nicht mal weh! Es klingt fast zu gut um wahr zu sein. Auf der anderen Seite hielt ich bis vor wenigen Tagen auch fliegende Menschen für eher unwahrscheinlich. Bei meinem Glück bekomme ich diese interessante Fertigkeit vielleicht sogar schnell zu Gesicht als mir lieb ist.
Im Morgengrauen herrscht ein eifriges Durcheinander. Jeder kontrolliert noch einmal ob sein Schwert scharf oder die Pfeile ausreichend sind. Sophie wirft meinen Kollegen und mir kleine Taschen zu: “Falls du mal in der Klemme stecken solltest.” Neugierig werfe ich einen Blick in den Beutel und augenblicklich breitet sich ein flaues Gefühl in meiner Magengegend aus. Der Inhalt entpuppt sich als fünf kleine Manatr?nke und ein Heiltrank. Alleine der Anblick der lilafarbenen Flüssigkeit l?sst mich erschaudern. Der Geschmack ist aber nur die H?lfte des Horrors. Damals im Wald hat mir Andre nur gesagt, dass diese Fl?schchen nicht gerade billig sind. Das und meine akuten Manaprobleme haben dazu geführt, dass ich mich ausführlich mit den Erwerb von Manatr?nken besch?ftigt habe. Eine Flasche von diesem Zeug kostet mindestens 400 Sil! Die 2000 Sill sind aber noch ein Schn?ppchen im direkten Vergleich mit dem Heiltrank. Wir reden hier von locker 4000 Sil pro Phiole. Wenn der Inhalt in jedem Beutel identisch ist, dann sollten wir besser auch sichergehen, dass diese Mission ein voller Erfolg wird.
“Ich brauche euch sicherlich nicht zu sagen, was hier auf dem Spiel steht,” spricht Sophie in die Runde. “Passt auf euren Arsch und den eurer Gef?hrten auf. Wer abkratzt zahlt unsere Siegesfeier in der Gilde verstanden? Teil welcher Gilde seid ihr?” “Sira!”, rufen meine Kameraden im Chor. “Vor wem sollte das Gesindel da drüben am meisten Schiss haben?” “Sira!”, stimme ich mit ein. “Wer wird aus dieser Schlacht siegreich hervorgehen?” “Sira!” “Dann schwingt gef?lligst die Hufe und seht zu das ihr Land gewinnt!”, ruft uns die K?mpferin entgegen.
Keine zehn Minuten sp?ter segeln die ersten Steinbrocken auf unser Zeltdorf nieder. Fairerweise waren unsere Vorbereitungen auch kaum zu übersehen. Jedoch ist die Reaktion viel zu sp?t. Nur die Hauptgruppe, welche die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen m?chte, verweilt noch an Ort und Stelle. Der Rest von uns ist weitl?ufig um die Stadtmauer herum stationiert. In meiner Gruppe befinden sich vier Bogenschützen, zwei Frontk?mpfer und ein Krieger. Wir alle warten nur auf das Signal von Marco Sira. Ein glei?ender Lichtdom tritt schlie?lich in Erscheinung und schlie?t unsere Hauptstreitmacht ein. Mehrere Geschosse prallen gegen das offensichtliche Schild, doch der Dom h?lt stand.
Eine einzelne Person durchbricht den Schild und steigt schlie?lich den Himmel empor. Mein Boss ist für mich nur noch als undefinierbaren Punkt am Horizont zu erkennen. Ich habe keine Ahnung, was er da oben treibt aber der herrschende Wind ist pl?tzlich weg. Für einen Moment kommt mir alles so still vor. Es wirkt fast so, als würde die Welt für einen Augenblick den Atem anhalten. Ein gl?nzendes Objekt f?llt auf Silberstieg nieder erzeugt Zerst?rung, wie ich sie so noch nicht gesehen habe. Durch die Stadt f?hrt eine Druckwelle, welche einen Teil der restlichen Stadtmauer in alle Himmelsrichtungen katapultiert. Geb?ude, Mensche, Tiere, alles was sich direkt direkt neben dem Einschlagsgebiet befand, existiert nun wahrscheinlich nicht mehr. Der Welle folgt ein peitschender Wind, welcher mich selbst hunderte Meter entfernt droht davon zu blasen. Ich halte schützend die H?nde vors Gesicht und stemme mich gegen die B?e. Wenige Sekunden sp?ter ist der Spuk vorbei. Fassungslos starre ich auf Silberstieg. “Willst du hier Wurzeln schlagen?”, reisst mich Greg aus meiner Starre. Es dauert einen Moment bis ich überhaupt realisiere, was er eigentlich von mir m?chte. Mein Mund ?ffnet sich um einige, der Situation entsprechende, relevante Fragen zu stellen, doch letztendlich bleibe ich stumm. Mit gro?en Schritten schlie?e ich zu der wartenden Gruppe auf. Meine Fragen kann man mir auch sp?ter noch beantworten. Jetzt z?hlt es erstmal, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren.
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Die Strecke bis zur Mauer bringen wir unbeschadet hinter uns. Nur vier Pfeile fliegen in unsere Richtung, welche aber l?ssig von den Frontk?mpfern abgefangen werden. Da von der meterhohen Mauer nur ein kniehoher überrest geblieben ist, gestaltet sich das Eindringen in die Stadt als keine gro?e Herausforderung. Wir werden allerdings prompt von einer sechsk?pfigen Gruppe in Empfang genommen. Gustav und Chris lassen sich mit ihren gro?en Schilden jedoch nicht zweimal bitten.
Der Erstgenannte wirft sich mit vollem K?rpereinsatz gegen einen der Angreifer, welcher direkt zu Boden geht. Leider verhindern seine Kameraden, dass der Frontk?mpfer dem Mann direkt das Licht ausblasen kann. Chris hingegen stellt sich drei Leuten gleichzeitig in den Weg. Seine Ausrüstung und die Aura-Fertigkeiten sind mehr als genug um den Waffen der Banditen für eine Weile standzuhalten. Unser Quartett aus Bogenschützen feuert was die B?gen her geben. Ich gehe, gemeinsam mit unseren Krieger Roland, Gustav unterstützen. W?hrend der Schwertk?mpfer versucht den feindlichen Bogenschützen in die Finger zu kriegen, wirke ich einzelne Manabolzen auf die Nahk?mpfer. Gegen Rang 2 Menschen ist der Zauber eher vergleichbar mit einem ordentlichen Faustschlag. Jedoch ist es vermutlich unglaublich nervig, wenn man versucht an einen fleischgewordenen Schrank vorbeizukommen und immer wieder eine von der Seite verpasst bekommt.
Es dauert nicht lange bis der erste Bandit stirbt. Sechs gegen acht ist ohne einen Reichweitenvorteil bereits schwer zu überstehen. Zu fünft sehen ihre Chancen nicht besser aus. Die letzten beiden Banditen ergeben sich, doch wir sind nicht hier um Gefangene zu nehmen.
Die Erfahrung ist nicht besonders berauschend. Da wir aber alle Teil derselben Gruppe sind, wird die Erfahrung und das Sil auch zwischen vielen K?pfen aufgeteilt. Wahrscheinlich bekomme ich sogar noch ein wenig mehr Erfahrung als meine Kollegen, da der Levelunterschied so gro? ist. Wenigstens bin ich somit endlich Level 35 und damit ein Stückchen n?her an der n?chsten Fertigkeit. Viel Zeit mich darüber zu freuen, bleibt mir allerdings nicht.
Die Aufgabe unserer Gruppe ist es, so viele Geiseln wie nur m?glich zu retten. Marco hat aus der Luft bereits ein paar H?user ausgemacht, in denen er Zivilisten vermutet. Der Plan der Rimmerbande war es wohl L?segeld für jeden Einwohner von Silberstieg, aber vor allem für jedes gefangen genommene Gildenmitglied zu erpressen. Offenbar hat es in den ersten Tagen auch ein paar Gespr?che zwischen den beiden Parteien gegeben, jedoch ohne Erfolg. Die geforderten Summen waren wohl astronomisch. Um den Druck auf uns weiter zu erh?hen, hat die Rimmerbande damit angefangen immer wieder ein paar der Geiseln zu t?ten. Unsere Seite war entsprechend wenig davon begeistert und somit sind jegliche Verhandlungen zum erliegen gekommen.
Irritierenderweise zeigt die dritte Aufgabe aber immer noch an, dass es 31 restliche Geiseln zu retten gilt. Wie das System bereits im Vorfeld wissen konnte, dass jetzt nur noch so viele Personen übrig sind, übersteigt meinen Horizont. Viel wichtiger ist jedoch, dass durch unseren Angriff die normale Bev?lkerung ihren Verhandlungswert komplett verloren hat. In den Augen der Banditen sind die Gildenmitglieder jetzt vielleicht sogar noch mehr wert als vorher. Ein einfacher Schmied hingegen ist jetzt nur noch Ballast, welcher zügig entsorgt werden sollte. Genau das versuchen Gustav, Chris, Arnold, Greg, Tim, Tom, Moritz und ich zu verhindern.
Auf den Stra?en herrscht absolutes Chaos. überall um mich herum sind deutlich die Ger?usche des Kampfes zu h?ren. Die Brüder Tom und Tim haben eines der D?cher erklommen und geben uns Deckungsfeuer, w?hrend wir uns mit einer gr??eren Gruppe an Banditen herumschlagen. Vor allem Tim, welchen ich bereits auf der Wolfsmission flüchtig kennen gelernt habe, schl?gt sich wacker. Wir beide sind wahrscheinlich gerade die einzigen Rang 1 Abenteurer in ganz Silberstieg. Bisher waren unsere Kollegen jedoch recht zufrieden mit uns. Ich feure den n?chsten Manabolzen auf einen Mann mit einem beeindruckenden Vollbart, welche vor Schmerz kurz aufschreit. Seine braunen Augen nehmen mich ins Visier. Wenn mir ein Blick Schaden zufügen k?nnte, dann würde mich dieses bitterb?se Funkeln einen ordentlichen Anteil meiner Lebenspunkte kosten. So aber beschert dem Krieger seine Unachtsamkeit einen Pfeil in den Kopf. Auch wenn wir den Kampf schlie?lich für uns entscheiden, so hat diese Auseinandersetzung jede Menge Zeit, Mana und auch ein paar Lebenspunkte gekostet.
Vor allem unsere Nahk?mpfer sehen bereits ein wenig mitgenommen aus aber mir wird versichert, dass es sich lediglich um ein paar Kratzer handle. In den n?chsten Minuten sto?en wir glücklicherweise auf keine Banditen. Das erste Haus, in denen wir Geiseln vermuten, sollte nur eine Biegung weiter sein. Wir werden vermutlich nicht alle Menschen retten k?nnen. Jedoch werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um m?glichst viele Seelen aus dieser H?lle zu befreien.